Judith und Heino treffen sich in der Küche gegen Mitternacht.
Judith kann mal wieder nicht schlafen und hat gerade noch im Bett vor Verzweiflung geweint. Ein rosa feuchter Waschlappen soll Abhilfe gegen die Migräne verschaffen. Sie trägt nichts außer einem überschnittenen T-Shirt, das ihr als Nachthemd dient. Ihre Augen lugen verquollen unter dem nassen Frotteestoff hevor.
Heino ist gerade von einem Tagesausflug bei der Bundeswehr heimgekehrt. Gestern hat er stolz erzählt, dass er mit seinen Kollegen aufs Land fahren wird. Heino studiert Medizin beim Bund.
Judith trifft ihn in voller Montur am Küchentisch an. Gedankenverloren blickt er auf den leuchtenden Bildschirm seines Smartphone. Seufzend lässt sich Judith ihm gegenüber nieder.
Judith: Guten Abend . Wie war das Schießen?
Aus den Gedanken gerissen, schaut Heino ruckartig aber begeistert auf.
Heino: Richtig super! Willst du ein Video sehen?
Er zeigt Judith ein Video eines Kameraden, der mit einer Schnellfeuerwaffe auf ein Ziel im Schnee schießt.
Heino: Schau: Da haben wir mit einer MG3 geschossen.
Die Schüsse hallen laut und schnell durch die Küche. Die Küchenuhr tickt leise im Hintergrund. Die Atmosphäre ändert sich merklich.
Judith: Was ist los?
Heino: Ich habe heute erfahren, dass mein Kamerad an Leukämie erkrankt ist.
Judith: Scheiße.
Heino: Ja.
Judith: Das ist wirklicher Mist. Ich würde dir gern etwas Aufmunterndes sagen. Nur gibt es dafür keine positiven Worte. Zumindest fallen mir keine ein. Tut mir leid.
Heino: Ja, du hast Recht. Am Anfang, da fand ich’s ... Am Anfang, da fand ich es selber nicht so schlimm. Schließlich bin ich jeden Tag mit toten Menschen konfrontiert. Ich habe sogar schon oft genau darüber nachgedacht. Schließlich kann so ein Fall, dass ein Kamerad schlimm verwundet wird oder gar stirbt immer in der Bundeswehr auftreten. Ein Risiko, das uns allen bewusst ist und mit dem wir permanent konfrontiert sind.
Judith: Trotzdem, es ist immer etwas anderes, wenn es dann wirklich passiert.
Heino: Ich frage mich nur: Warum er? Wir sind alle gleich alt, machen die gleiche Ausbildung. Warum nicht ich?
Betretenes Schweigen
Heino: Kannst du wieder nicht schlafen?
Judith runzelt die Stirn. Heino war nicht leicht für sie einzuordnen. Da saß nun schon wieder eine andere Version vor ihr. Aufmerksam und verletzlich. Ein starker Kontrast zu seiner sonst lauten Art.
Judith: Mhm... Wieso fragst du überhaupt noch?
Stöhnend legt sie sich den nassen, pinken Waschlappen übers Gesicht und lehnt sich auf dem Stuhl zurück. Sie hat nur das T-Shirt an und nun blicken ihre Brustwarzen aufrecht darunter hervor. Heino kann gar nicht anders, als hinzublicken. Aus Anstand tut er dies nur, als sie die Augen verdeckt hat.
Heino: Migräne?
Judith: Sì!
Heino: Iboprofen?
Judith: Nein danke, wird schon gehen.
Judith entfernt den Waschlappen und mustert Heino. Das Licht der Lampe ist leicht gelb-schummrig und taucht die Beiden in einen angenehm warmen Schein. Sie muss zugeben: Heino sieht wirklich gut aus in der Uniform.
Judith: Sieht ja schnieke aus die Uniform. Sag mal, was denkst du? Ist es leichter Mädels mit der Uniform rumzubekommen?
Heino lacht.
Heino: Ich muss zugeben, dass habe ich noch nie ausprobiert.
Er blickt Judith direkt an. Judith schmunzelt, denn sie kann sich nicht vorstellen, dass Heino ein unschuldiger kleiner Junge ist, der nicht mit hübschen Mädchen anbandelt.
Judith: Könnte ich mir schon gut vorstellen. Frauen fühlen sich doch von starken Männern angezogen. Wollen beschützt werden und so?
Heino: Ach ja?
Er zieht eine Augenbraue hoch und blickt sie fragend an.
Judith: Nun, so steht es zumindest in den meisten Frauenzeitschriften. Falls du dich fragst: Ich komme auch alleine gut zurecht.
Sie hebt herausfordernd ihr Kinn und funkelt ihn spöttisch an.
Heino: Das werden wir ja noch sehen.
Judith: Herausforderung angenommen.
Heino: Gut, dann Freitag Abend.
Judith: Freitag Abend?
Heino: Ja wir gehen aus.
Judith: In Ordnung. Was steht mir bevor?
Heino: Ein stattlicher Soldat in Uniform.
Judith: Du willst ernsthaft mit mir in diesem Aufzug ausgehen?
Heino: Klar. Wieso nicht? Schließlich kann ich dir dann beweisen, wie sehr zu auf einen "starken Mann" angewiesen bist.
Judith: Mir schwant übles...